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DIE ZEIT, Nr. 13, 19. März 2008, Seite 28, Wirtschaft (Ausschnitt), Philipp Krohn


Amartya Sen: Ein Ökonom mit Charisma: 

Als erster Asiat erhielt der Wirtschaftswissensxchaftler 1998 den Nobelpreis. Der in Harvard lehrende Inder geht die großen philosophischen Fragen seiner Disziplin an.

... Auch mit 74 arbeitet er an wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Gerade schreibt er ein Buch über die Ideengeschichte der Gerechtigkeit. Zudem ist er viel unterwegs, um Ehrungen einzuheimsen - auf nicht weniger als 87 Titel ist seine Sammlung an Ehrendoktoraten inzwischen angewachsen. Im November vergangenen Jahres bekam Sen in Köln den "Meister- Preis", wie er sagt. Der heißt eigentlich "Meister Eckhart-Preis" (oben bei der Verleihung, unten Wappen der Uni Köln) und erinnert an den deutschen Mystiker des 13. Jahrhunderts...



 Freiheit,  Toleranz, Ungleichheit - das sind keine Fragestellungen, mit denen sich viele  Ökonomen heute beschäftigen. Sen  aber hat sich ihnen schon frühzeitig gewidmet: Als Kind erlebte er, wie ein muslimischer Tagelöhner in einem Hinduviertel von Dhaka, der heutigen Hauptstadt von Bangladeschs, niedergestochen wird. Seine Armut hatte ihn dazu gewungen, dort nach einer Arbeit zu suchen.  Der religiös motivierte Anschlag macht dem jungen Amartya zwei Dinge klar: Wird Identät zu eng definiert, beispielsweise ausschließlich religiös, dann werden Menschen geährlich.  Und Freiheitsrechte nützen wenig, wenn jemand nicht die Fähigkeiten besitzt, die er benötigt, um wirtschaftlich frei zu sein. Noch Jahrzehnte später bleiben dies seine Leitthesen wie sich in seinen Spätwerken
Die Identitätsfalle und Ökonomie für den Menschen zeigt...

Wirtschaftliche Entwicklung wird durch das Bruttoinlandsprodukt nur ungenügend ausgedrückt. Mit diesem Gedanken hat sich Sen der in dritter Ehe mit der britischen Adam-Smith-Expertin Emma Rothschild verheiratet istt gegen das Grundverständnis seines Faches gestellt. Als wissenschaftlicher  Berater hat er ihn im  Human Development Index  der Vereinten Nationen verankert. Sen versteht menschliche Entwicklung als einen Zuwachs an Entfaltungsmöglichkeiten. In den Index fließt deshalb die Verteilung des Wohlstandes genauso wie die Lebenserwartung und die Alphabetisierungsrate ein. Investitionen in die Bildung und den Gesundheitssektor sind nach dieser Logik Maßnahmen, um mehr Freiheit zu erzielen. Darum müsse der Staat sich kümmern, meint Sen...  Der Ökonom  beschränkt die Globalisierung nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auch auf die kulturellen Einflüsse und den Wissenschaftsaustausch - als Sohn eines Chemieprofessors und Enkel eines Sankritlehrers war ihm  selbst die Vielseitigkeit  praktisch von Geburt an mitgegeben...