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CDU-Minister Armin Laschet fordert eine neue Integrationspolitik

Sagt endlich: Willkommen!


Armin Laschet bei einem Vortrag zur Integrationspolitik im Arbeitnehmerzentrum Königswinter (Foto: Gerhardt/2009)

"Laschet wagt die große These: Deutschland brauche die "Dritte Einheit", wir müßten akzeptieren, daß wir "neue" Deutsche brauchen. Jene aber müßten auch ankommen wollen - und aufsteigen können. Daß das geht, und wie das noch besser gehen könnte, belegt er mit vielen kleinen, teils anrührenden Geschichten. Warum es so wenig Aufsteiger unter Deutschlands Einwanderern gibt, erklärt der Autor, indem er durch die letzten Jahrzehnte deutscher Nicht-Integrationspolitik führt. Viel zu lange hättten wir geglaubt, die Fremden würden wieder gehen.

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Armin Laschet: Die Aufsteiger-Republik ~ Zuwanderung als Chance

Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009; 394 S., 19,95 €

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Viel zu tief sitze die Angst vor der Zuwanderung, zu gut erinnerten wir uns an die Welle von Flüchtlingen in den neunziger Jahren. Dabei ist der Zustrom längst ver- siegt. Deutschland ist heute eher ein Auswanderungsland. Nur hätten wir daraus immer noch nicht die Konsequenzen gezogen - weder juristisch noch mental. Warum zum Beispiel, nicht endlich eine Kultur des "Willkommen" entwickeln?..

Dabei sieht Laschet klar, welche Schwierigkeiten in Deutschland durch Parallel- gesellschaften entstehen - stellt aber zugleich unser Denken infrage. Da schreibe eine Zeitung, daß der Anteil der Muslime sinke, die in Deuschland zu Ramadan fasteten. Er als religiöser Mensch frage sich nun, ob es gut oder schlecht sei? Oder ist es letztlich integrationspolitisch irrelevant?...

(Petra Pinzler/ZEIT/ 45/2009/Auszug)

Die dritte deutsche Einheit

von Armin Laschet (FAZ, 244, 2009)

"... Jetzt und für die Zukunft stehen wir vor der Herausforderung, die dritte deutsche Einheit zu gestalten. Nur wenn es gelingt, diejenigen unter uns, die eine Zuwanderungsgeschichte haben, zu wirklichen Teilhabern dieses Staates zu machen, nur wenn sie Träger des eigenen und Motor des gesellschaftlichen Aufstiegs werden, kann auch diese dritte deutsche Einheit gelingen. Die finanziellen Investitionen dafür dürfen nicht gering sein, doch sie unterschreiten die Folgekosten einer unterlassenen Integration bei weitem. Den Menschen mit einer Zuwanderergeschichte eine Chance zum sozialen Aufstieg zu bieten und diesen durch passgenaue Leitern zu unterstützen, sind lohnende und sich auszahlende Investionen in die Zukunft. es wäre gut, wenn der Bund über Institutionen zur politisch-administrativen Gestaltung dieser Aufgabe verfügte. Die Herausforderungen, diese dritte Einheit - und auch noch die zweite - zu erreichen, sind groß. Doch sollen wir uns eingedenk der in der Vergangenheit vollbrachten Integrations- und Aufstiegsleistungen weniger zutrauen als die Generationen vor uns? Wenn die geburtenstarken Jahrgänge der in den sechziger Jahren Geborenen in zwanzig Jahren in den Ruhestand gehen, werden die Kinder mit einer Zuwanderungsgeschichte, die heute in den Städten fast 40 Prozent eines Jahrgangs ausmachen, das Land tragen. Tragen müssen. Sie werden zu den Eliten des Jahres 2024 gehören, wenn die Bundesrepublik ihren 75. Geburtstag feiert.

Ungleichheit erträgt eine Gesellschaft auf Dauer nur, wenn durch Bildung und Aufstieg Veränderungen möglich werden. Bildungsgerechtigkeit gibt jedem eine Chance, durch eigene Anstrengung nach oben zu kommen. Deswegen müssen wir heute damit beginnen, eine Aufstiegsverheißung zu verwirklichen, die nicht im reich utopischer Träume beheimatet ist. Diese Aufstiegsverheißung war immer ein Wesenselement der Demokratie und der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland.

Die dritte deutsche Einheit kann gelingen, wenn jeder Mensch seine Chance erhält, seine Möglichkeiten nutzen und zugleich mit entsprechender gesellschaftlicher Unterstützung rechnen kann. Anpruch auf eine goldenen Leiter hat dabei niemand, die passende und tragfähige für jeden sollte es aber sein. Aufstieg ist die neue, den demographischen Wandel und die Integration verbindende soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Eine Aufsteigerrepublik für alle, für Menschen mit und ohne Zuwanderergeschichte, ist die Antwort auf den demographischen Wandel, der länger andauern wird als eine Legislaturperiode.