~~ CHRISTLICH - SOZIALE POSITION ~~ ~~~ ~~~ INITIATIVE MENSCH & ARBEIT ~~~~~~~~~~~~~

Joachim Bauer

Neue Einsichten in das Wesen Mensch

Abschied vom Darwinismus


Uni.-Prof. Dr. med. Joachim Bauer, Internist und Facharzt für Psy- chosomatische Medizin, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach dem Medizinstudium in der molekularbiologischen Forschung tätig. 1996 Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Biologi- sche Psychiatrie. Arbeitet am Uni-Klinikum Freiburg und als Ärztli- cher Direktor der Psychosomatischen Hochgratklinik in Stiefenhofen (Allgäu). U. a.: "Das kooperative Gen", "Prinzip Menschlichkeit".

"... Zusammenfassend zeichnet sich ab, daß Organismen bzw. Genome über ein in ihnen selbst liegendes synthetisches, kreatives Potential verfügen, welches erst- mals erklären kann, warum die Evolution regelhaft immer kompexere Lebewesen entstehen ließ. Das darwinische Prinzip der zufälligen Variation mit anschließender Selektion war nicht in der Lage, den evolutionären Komplexitätszuwachs zu er- klären. Ebenso gut könnte man postulieren, man könne ein Haus entstehen lassen, wenn man daß dafür notwendige Baumaterial nur oft genung auf einen Haufen schütte und den jeweils "besten" Haufen als Ausgangsbasis für den jeweils fol- genden Durchgang auswähle. Tatsächlich aber scheint es so zu sein, daß die Bio- sphäre wiederholten ökologischen Mega-Kathastrophen der Erdgeschichte immer wieder ihr eigenes kreatives Potential entgegenstellen konnte. Die dabei zum Tra- gen kommenden Selbstmodifikationen des Erbgutes folgen offenbar einer genialen "Standbein-Spielbein-Strategie", bei welcher der "eiserne Bestand" genetischen Materials aktiv bewahrt wurde, während durch Kreativitätsschübe neu entstan- dene Sequenzen für eine besondere intensive Veränderung durch (vermutlich zu- fällige) Mutationen freigegeben wurden. Die Zelle scheint über molekulare Me- chanismen zu verfügen, über der sie Einfluß darauf ausüben kann, wo sie dem Zufall Raum läßt. Es erscheint mit jedoch vollkommen legitim zu sein, wenn Christen (oder Gläubige anderer Religionen) aus einer übergeordneten kosmo- logischen Sicht - ohne damit einen naturwissenschaftlichen Anspruch zu verbinden - die Entstehung und evolutionäre Entwicklung des Lebens als Gottes Schöpfung betrachten... (Darwin, zeitgenössiche Karrikatur,  "Punch")


Was ist der Mensch? Drei zentrale Aussagen lassen sich von Seiten der Hirn- forschung dem anthropologischen Mosaik aus heutiger Sicht hinzufügen: 1. Der Mensch ist ein in seinen innersten neurobiologischen Antrieben und Motivationen auf zwischenmenschlichen Akzeptanz ausgerichtetes Wesen. Er ist aus diesem Grund auch bereit, für die Anerkennung seiner Mitmenschen erhebliche Mühe auf sich zu nehmen. 2. Soziale Ausgrenzung und Demütigungen wird vom mensch- lichen Gehirn ähnlich wie körperlich zugefügter Schmerz erlebt und wird daher - ähnlich wie zugefügter Schmerz - mit Aggression beantwortet. 3. Menschen haben ein neurobiologisch verankertes Gefühl für Fairness. Die Evolution hat uns sozu- sagen "auf halber Strecke" abgesetzt, nämlich einerseits als vital auf soziale Akzep- tanz angewiesene, andererseits aber als nicht mit natürlichen Automatismen für hinreichend prosoziales Verhalten ausgestattete Wesen. Ich meine, daß es gerade diese Lücke ist, die das Leben für den Menschen zu einem derart spannenden Pro- jekt gemacht hat...


(Auszug aus "Kirche und Gesellschaft", 357, herausgegeben von der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach)

siehe auch: Was machen Gene? Anmerkungen zum Darwin-Jahr 2009:

- Gene als "molekulare Kommunikatoren"; - Gene als "molekulare Kooperatoren"; - Gene und Evolution: Das Erbgut von Lebenwesen als kreative System"

in: www.  psychotherapie-prof-bauer.de/darwinjahr2009.htm