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Bundestagspräsident Norbert Lammert
(Foto Mitte) nahm den Papst gegen Kritik in Schutz, übte aber keine direkte Kritik an der Kanzlerin. Der Online-Ausgabe des "Hambur- ger Abendblatts" sagte der CDU-Politiker. "Vieles, was dem Papst jetzt unterstellt wird, ist beinahe bösartig, jedenfalls nicht redlich". Er beklagte eine Art  "rhetorischen Überbietungswettbewerb" in der Kritik am Papst. Er halte Zweifel an der Position der katholischen Kriche und des Papstes "in der Sache für unbegründet", vermied aber eine Stellungnahme zur Forderung Merkels.


Fast wie zu Bismarcks Zeiten


Reichskanzler Bismarck mit Papst Pius - zeitgenössische Karrikatur während des Kirchenkampfes im 19. Jahrhundert

Noch nie hat ein Bundeskanzler den Vatikan so scharf kritisiert wie Angela Merkel


FAZ, 30, 2009, von Günter Bannas (Auszug)

"Auf nie dagewesene Weise hat sich ein Kanzler der Bundesrepublik Deutschland so in die Belange der katholischen Kirche eingemischt wie jetzt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Noch nie hat ein Regierungschef dieser Republik die Kirchen- politik des Vatikans in solcher Schärfe kritisiert wie die ostdeutsch sozialisierte protestantische CDU-Politikerin. Sie hat damit einen innerkirchlichen Konflikt in die Sphäre der Tagespolitik geholt, als solle - wie zu Bismarcks Zeiten - von Berlin aus bestimmt werden, was jenseits der Berge ("ultramontan") zu geschehen habe. Die früheren Bundeskanzler Adenauer und Kohl, beide treue Mitglieder ihrer katholischen Kirche, konnten in Zweifelsfällen eine gehörige Distanz zum Vatikan haben. Sie konnten sich sogar lustig-despektierlich über manchen Kirchenfürsten äußern. Sie taten das aber intern und nicht öffentlich als Bundeskanzler. Und sogar Gerhard Schröder, evangelisch-lutherisch, hätte auf die Frage, wie er "die Konse- quenzen der personellen Entscheidungen des Papstes" bewerte, vermutlich zu- rückhaltend reagiert. Erstens: Was er privat denke, könne sich jeder vorstellen. Zweitens: Als Bundeskanzler sei es nicht seine Sache, zu innerkirchlichen Dingen Stellung zu nehmen. Drittens: Die Anerkennung deutscher Schuld und die Freund- schaft zum Staat Israel gehörten zu den Fundamenten der deutschen Politik.



Johannes Paul II. mit Helmut Kohl

Frau Merkel gab ihre Erklärung während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Präsidenten Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, ab. Sie versicherte, "im Allgemeinen" sage sie nichts zu innerkirchlichen Entscheidungen. "Allerdings glaube ich, daß es anders ist, wenn es um Grundsatzfragen, wenn durch eine Entscheidung des Vatikans der Eindruck entsteht, daß es die Leugnung des Holocaust geben könnte, daß es um grundsätzliche Fragen des Umgangs mit dem Judentum insgesamt geht." Frau Merkel sagte ausdrücklich: "Das ist nach meiner Auffassung nicht nur eine Angelegenheit der christlichen, der katholischen und jüdischen Gemeinden in Deutschland, sondern es geht hier darum, daß von Seiten des Papstes und des Vatikans sehr eindeutig klargestellt wird, daß es na- türlich einen positiven Umgang mit dem Judentum insgesamt geben muß. Diese  Klarstellungen sind aus meiner Sicht noch nicht ausreichend erfolgt." Sämtliche zusammenfassenden Meldungen der Nachrichtenagenturen, Frau Merkel habe Papst Benedikt XVI. und den Vatikan kritisiert und Forderungen erhoben, sind nicht zugespitzt, sondern durch die Äußerungen der Bundeskanz- lerin gedeckt. Daß sie diese im Beisein Nasarbajews vortrug, der ein autoritäres Regime führt und Rechte der Opposition einschränkt, ist eine Facette am Rande..."



Adenauer und Merkel, Bettina Klein, "Das Parlament", 12, 2007



Rembrandt, Das Gleichnis vom verlorenen Sohn, 1622