~~ CHRISTLICH - SOZIALE POSITION ~~ ~~~ ~~~ INITIATIVE MENSCH & ARBEIT ~~~~~~~~~~~~~


VI. Die Arbeit und ihre Früchte

1. Die Arbeit stellt einen organischen Bestandteil des menschlichen Lebens dar... In der Arbeit die schöpferische Erfüllung des Menschen, der kraft seiner ursprünglichen Ebenbildlichkeit berufen ist, Mit- schöpfer und Mitarbeiter des Herrn zu sein... Mit dem Abfall des Men- schen von Gott schwand die schöpferische  Komponente; sie wurde nunmehr vornehmlich zum Mittel, um sich den Lebensunterhalt zu erwerben.

2. Das Wort Gottes richtet die Aufmerksamkeit der Menschen nicht nur auf die Notwendigkeit der täglichen Arbeit, sondern bestimmt auch den ihr eigenen Ablauf. Das vierte Gebot lautet: "Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht! An dem darst du keine Arbeit tun:...

3. Die Vervollkommnung der Arbeitsgeräte und -methoden, die Tei- lung der Arbeit in verschiedene Berufe sowie der Übergang von ein- fachen zu komplizierteren Formen der Arbeit tragen zur Verbes- serung der materiellen Lebensbedingungen der Menschen bei. Al- lerdings liegt in den Errungenschaften der Zivilisation auch die Ver- führung der Menschen, scih vom Schöpfer zu entfernen, führen sie doch zum scheinbaren Triumph einer Vernunft, die das Leben auf der Erde ohne Gott zu regeln bestrebt ist. In der Geschichte der Menschheit hat die Verwirklichung derartiger Bestrebungen jedes Mal ein tragisches Ende genommen...

4. Aus christlicher Sicht stellt die Arbeit an sich keinen unbedingten Wert dar. Sie wird gesegnet, wenn sie als Mitarbeit für den Herrn gelten kann und zur Verwirklichung von dessen Ratschluß über die Welt und den Menschen beiträgt. Gleichzeitig ist die Arbeit nicht gottgefällig, wenn sie auf den Dienst an den selbstbezogenen Inte- ressen der Person oder von menschlichen Gesellschaften gerichtet ist, ebensowenig, wenn sie auf die Befriedigung sündhafter Bedürf- nisse des Geistes und des Körpers abzielt.

In der Heiligen Schrift sind zwei moralische Beweggründe zur Arbeit belegt: die Arbeit um des eigenen Lebensunterhaltes willen, ohne anderen zur Last zu fallen, sowie Arbeit, um den Bedürftigen zu ge- ben... Die ethische Tragweite der Arbeit ist von den Kirchenvätern und -lehrern stets hervorgehoben worden. So war nach den Worten des hl. Klemens von Alexandrien die Arbeit die "Schule der Gerech- tigkeit"...(Ikone des hl. Clemens von Alexandrien)



5. Die Kirche segnet jede auf das Wohl der Menschen gerichtete Ar- beit, ungeachtet der Art der menschlichen Tätigkeit, sofern diese mit christlichen moralischen Grundsätzen vereinstimmt...

6. Der Werktätige hat das Recht, die Früchte seiner Arbeit zu genies- sen: "Wer pflanzt einen Weingberg und ißt nicht von seinem Ertrag? Oder wer weidet eine Herde und trinkt nicht von der Milch der Her- de? (...) Denn der Pflüger wie der Drescher sollen ihre Arbeit in der Erwartung tun, ihren Teil zu erhalten" (1Kor9.7,10). Die Kirche lehrt, daß die Verweigerung der Entlohnung ehrlicher Arbeit nicht nur ein Verbrechen gegen den Menschen, sondern gleichsam eine Sünde vor Gott ist... "Aber der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht ha- ben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Him- mel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, dringen zu den Ohren des Herrn der himmlischen Heere" (Jak 5.4). Des weiteren gebietet der Befehl Gottes den Werktätigen, für diejenigen Menschen - Schwache, Kranke, Fremde (Flüchtlinge), Waisen und Witwen - Sorge zu tragen, die aus verschiedenen Gründen ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen können, desgleichen auch mit ihnen die Früchte der Arbeit zu teilen, "damit der Herr, dein Gott, dich bei jeder Arbeit deiner Hände segnet" (Dtn 24.19-22).

Indem sie auf der Erde den Dienst Christi fortsetzt, der sich nament- lich mit den Elenden identifizierte, setzt sich die Kirche beständig für die Rechte der Stimmlosen und Ohnmächtigen ein. Deshalb fordert sie die Gesellschaft zur gerechten Verteilung der Früchte der Arbeit auf, wobei der Reiche den Armen, der Gesunde den Kranken und der Arbeitsfähige den Hochbetagten unterstützt. Das geistige Wohl und die Selbsterhaltung der Gesellschaft sind nur unter der Vorausset- zung möglich daß die Sicherung des Lebens, der Gesundheit sowie des minimalen Wohlstands aller Bürger unbedingt Priorität bei der Verteilung der materiellen Resourcen genießt. (Auszug aus "Sozial- doktrin", KAS, St. Augustin 2001)